20:00
Schwere Reiter
Dachauer Str. 114a, 80636 München
»Für mich ist alles offen« (Josef Anton Riedl)
»Also ich lass mich sehr, sehr stark, um auf neue musikalische Ausdrucksmöglichkeiten zu kommen, auf verschiedene Dinge ein, und lass mich überraschen. Im Grunde ist es ja so: Wenn ich selber weiß, was draus wird, bin ich gar nicht mehr so sehr interessiert. Weil ich nie davon ausgehe, etwas für alle Zeiten fest zu machen. Sondern ich habe eine Erfahrung gemacht, und die freute mich, und jetzt fahre ich mit dieser Erfahrung fort. Das heißt, ich entwickle diese Erfahrung weiter. Es gibt eine neue Version. Und dann lass’ ich es liegen. Eines Tages breche ich diese Version auf, und verwende Teile daraus für ganz was anderes wieder. Für mich ist alles offen …«
Die Musik und das Schaffen von Josef Anton Riedl (1927–2016) beschäftigen Mathias Lachenmayr, Schlagzeuger im Ensemble der/gelbe/klang, schon lange. »Mir als Musiker einer jüngeren Generation ist seine Bedeutung für München und insbesondere für das Schlagzeugrepertoire nur durch Geschichten, Anekdoten und wenige Aufnahmen bekannt«, so Lachenmayr. »Sein radikaler Ansatz, der einen ungemeinen Facettenreichtum erlaubt, übt eine große Faszination auf mich aus.« Riedls Bedeutung im Rahmen der Klangaktionen, musica viva und als Komponist war enorm für die Musikstadt München. Seine Herangehensweise zeichnet sich durch die Nüchternheit der Idee, den radikalen Umgang mit Form und Sprache und die besondere Aufführungspraxis aus. Genau hier liegt eine große Heraus- forderung: Die meisten Werke Riedls sind weder verlegt noch im digitalen Raum archiviert. »Das Wissen um die Aufführungspraxis, die damals zu Riedls Lebzeiten ausschließlich personenbezogen erarbeitet wurde, ist nirgends festgehalten und geht verloren.« Lachenmayr nimmt deshalb mit Spieler:innen der Generation um Riedl Kontakt auf, um Ansätze dieser Aufführungspraxis zu entdecken und festzuhalten. Entscheidend geht es ihm dabei um eine lebendige Fortsetzung, weshalb er die Musik von Josef Anton Riedl hier mit Uraufführungen zweier Auftragswerke (Lucia Kilger und KP Werani) kombiniert.